Videospass vom MEINL Drumfestival 2015

Ich guck mir grad die Videos vom 10. MEINL – Drumfestival an und bin zufrieden, dass mich solche Anlässe noch genau so wenig interessieren, wie als ich klein war. Drummer alleine auf der Bühne find ich ziemlich peinlich oder verwahrlost – gopf, ob wir wollen oder nicht, wir Schlagzeuger brauchen halt doch «Musiker» (pfui Teufel) um uns herum…;-)

Andererseits: Man kann gar nicht genug anderen Schlagzeugern über die Schultern schauen – gut abgeguckt ist halb geübt.

Also rein ins Vergnügen mit meinem Senf zu ein Paar Videos der Youtube-Playlist vom Meinl Drumfestival 2015. Ready? Go!

Oh! Und für die, die es noch nicht gemerkt haben: es ist das MEINL – Drumfestival und somit ein Verkaufsförderungsanlass, auch wenn die das unter «karitatives Engagement» verbuchen.
Das muss uns nicht weiter stören – ausser der auffallende Anteil an Byzance-Becken, die praktisch genau bei überhaupt keinem Drummer und Stil klanglich passen… – Gut gemacht, Meinl  Marketing! Denn wer nur einen Hammer hat, für den ist jedes Problem ein Nagel, gell?

Noch was: Hört die Filmli mit richtig guten Kopfhörern oder einer richtig guten Anlage.

Herr Adam Markó

Ja holla, da knüppelt’s ja amtlich von Ungarn her! Eine klassische Soloperformance mit… Moment, so schnell geht das nicht:

Das Getrommel

Juhui, korrektes Prog-Metal geknüppel mit Maschinentiming, brutal Zug im Schlag und ziemlich viel (Jazz-) Fusion drunter. Nicht so mathematisch cool wie Herr Tomas Haake von Meshuggah oder so geschmackvoll wie Herr Mario Duplantier von Gojira – aber für mich tip top, weil ich bin ja ein Metalhead und kann so zeug eh nicht spielen.

Der Backing-Track

Ich hasse Fusion! Hier so eine Art uninspirierter Bullshit-Jazz-Fusion-Metal Bastard mit der grossartigen Leistung, von allen beteiligten Stilrichtungen genau die wichtigen Dinge wegzulassen. Pfui. However, die Band dahinter «Special Providence» ist grad auf einer fetten Europatournee und ich denke, mit der ganzen Band wär das ein besseres Erlebnis.

Das Set

Napalm Drums! Eh – Natal. Find ich grossartig. Und Evans Hydraulic – Ölfelle sowieso. Das gibt schön knochige Toms. Kompakt und zack!

Der Byzance – Anteil

81,82%. Ein Paradebeispiel für total falsche Beckenwahl – aber jetzt müssen eben Byzance verkauft werden. Das einzige Becken, das durch den Mix kommt, ist das 18er Crash links – die anderen Byzancis ersaufen kläglich, sobald Gitarren am Start sind. Wenigstens hört man jene im Klavierpart. Denn Byzance geht eigentlich nur mit akustischen Instrumenten. Nebenbei: Als Crashes verwendet der Herr Markó sonst Meinl Mb20 und er weiss warum…

Herr Robert ‘Sput’ Searight

Das Getrommel

Dieser Herr zeigt schnell, wie das geht. Ein Solo, mit was ihm grad in den Sinn kommt und ohne Skrupel, total an die Kante zu spielen und sogar total rauszufallen (Beim 5 gegen 4 spielen auf der Hi-Hat, sucht mal schön). Warum? Weil er das als Drummer von Justin Timberlake, Snoop Dogg, Snarky Puppy völlig locker nehmen kann. Der steht über dem Schlagzeuger sein, ist also ein Musiker. Hier kann man mehr lernen, als aus 824 Büchern, finde ich.

Der Backing-Track

Gottseidank: gar keiner! 1000 Punkte!

Das Set

So und jetzt spitzt mal die Ohren, schaut gut hin, wie der Mann mit verschiedenen Fellen passende Klänge macht. Klare, wo es knallen muss, beschichtete, wo es ausgewogen sein soll. Das Hängetom rechts ist emfall eine Snare. Und das, was aussieht wie das 14er Floortom ist auch eine Snare. Star Drums? Die haben was…

Der Byzance – Anteil

66,66%. Hier egal, weil keine Hintergrundmusik da ist. Das ist auch die einzige Möglichkeit, das 16er Byzance Extra Dry Hi-Hat zu hören. Ja, liebe deutschsprachige Nichtschweizer: Bei uns heisst es «das» Hi-Hat. Das weiss Sput auch und spielt deshalb sonst ein 16er Byzance Traditional. Aber das 10″ Extra Dry Splash ist cool, nicht?

Herr Richard Spaven

Das Getrommel

Aaaargh – mir zieht es alles zusammen, wenn ich höre, wo der Richard die BassDrum im Groove hinlegt, dermassen im Schilf draussen, für mich alten Technohead total daneben und…. vetaminochmal GROSSARTIG!! Der Typ ist ein total ausgewogener Organismus, fünf Hüte ziehen, auch die anderen Videos in der Playlist angucken und Soul mit 90er Ambientbreakbeats geniessen.

Der Backing-Track

Der einzig gute in der ganzen Playlist. Ein richtiger Song, mit Arrangement und sogar Stimme. Ist euch schon mal aufgefallen, dass bei fast allen Solodrummer – Videos die Stimme in den Begleittracks fehlt? Das ist deshalb so, weil jedes normale Ohr die Stimme als die wichtigste Schallquelle ansieht. Und dann der Drummer ein Minderwertigkeitskomplexli kriegt, weil er überhört wird…

Das Set

Schön simpel Yamaha –  und der coole Spaven könnte die Toms locker weglassen. Kick, Snare, Hihat würden reichen – der Typ ist damit schon viel zu gut.

Der Byzance – Anteil

100%. Und daran habe ich nicht mal etwas auszusetzen. Passt tip top, finde ich.

Frau Anika Nilles

Das Getrommel

Frau Nilles zeigt, wie man Rhythmen nagelt. In diesem Filmli allerdings ein total überbordender unmusikalischer Showoff – wieso sollte Frau Nilles paradoxerweise Pimmelmessen nötig haben? Dafür pülvert die das Zeug viel zu gut raus. Das beweist Sie bei 1:38 im Film eindrücklich: Sie befestigt in einer Seelenruhe das Hi-Hat Topcymbal, kompensiert total elegant mit rechts und weicht kein Jota vom Song ab. Olé! Aso schön Puls 60 und nicht übersäuern.

Der Backing-Track

Die Leadsynths sind peinlich. und die Rhodes – Chilbibegleitung gegen Ende auch. Zum Glück aber keine Gitarrenwände, sonst wären die Byzancis wieder abgesoffen haha.

Das Set

Black Panther ist gut. Coole Tomreihenfolge, nicht? und die ultratiefe Snare links ist läss.

Der Byzance – Anteil

100%. Die Duals gehen noch knapp durch – das Extra Dry Ride hört man genau gar überhaupt nicht. (Klar: Tonfritzen vergessen die Rides immer – aber hier liegts auch am Instrument.) Viel besser passen würden UFIP Blast und Vibra Becken.

Herr Thomas Lang

Das Getrommel

Juu, etz wirds für mich ein wenig schwierig… ich meine, das ist Thomas Lang hier, Zefix! Der Drummer aller Drummer’s Drummers. Nur irgendwie hab ich das Gefühl, Herr Lang wirkt hier ein bisschen überarbeitet – wie immer perfekt und doch – für mein bescheidenes Ohr – fleischlos. Da fehlt irgendwie die Metal Pommesgabel. Wie sagt man? Eier und Arsch. Oder – sehr gut möglich – der Song ist für ihn schlicht zu EINFACH! Trotzdem – keiner spielt wie Lang. Punkt. Für mich aber ein Paradefall: Objektiv makellos muss nicht heissen, dass es gefällt. Und mir gefällt das einfach nicht, obwohl es unmenschlich gut ist…

Der Backing-Track

Just another Frickeltrack – furchtbar. Hier fehlt definitiv eine coole Stimme. Ausser man ist KONG. Ist man aber nicht.

Das Set

DW funktioniert – für mich ein bisschen zu konform für Progzeug – da mag ich einfach klare Felle auf Toms besser, weil sie mehr Attack liefern. Und ein bisschen mehr Metal im Kick fänd ich auch cool – das typische Bass Drum Klickern, das bei ca. 3,5 KHz liegt, hätte man ein bisschen pushen können.

Der Byzance – Anteil

50% und dabei eher die helleren Sorten, also die Brilliants, Duals und Fast Hi-Hats. Gut soweit, die Hats schneiden Luft. Gell, hier hört man das Ride?! Aber auch nur deshalb, weil das Overhead Mic grad darüber hängt… Ach, wenn das nicht eigentlich das «Meinl Byzance – Drumfestival» wäre, würden hier vermutlich ganz viele Classics (!) hängen. oder 20 Jahre früher Meinl Rakers…

 

Herr Kerim Lechner

Das Getrommel

So, genau, das was Herr Lang da oben fehlt, hört man hier: Arsch und Eier! Weil Metal spielen heisst: ein Metalhead sein. Bin zwar auch einer, aber kann es nicht spielen – aber das ist viel weniger schlimm als KEINER zu sein, und es spielen zu können. Der Herr Lechner ist auch aus Österreich. Und bekannt als Drummer der Polen Decapitated. Und zum Teil viiiiel unpräziser, als Herr Lang – aaaber hab ich «Arsch und Eier» schon erwähnt?

Der Backing-Track

Der Track ist vom neuen Projekt vom Herr Lechner und Herr Ola Englund. Der Backingtrack ist genau wie das Original, nix Drummerkonform gemacht, damit man den auch hört. Wieso keiner singt? weil die zwei Herren mit diesem Track auf Sängersuche gehen…

Das Set

Aaaha, klare Felle auf den Toms und genau das Bassdrum Klicken, das mir oben gefehlt hat. Natürlich getriggerte Bassdrums, aber egal. So tönt eine Death Metal Schiessbude.

Der Byzance – Anteil

28.57%. Aaaaha, hier lässt sich jemand nicht auf die Kappe scheissen und spielt, was passt – wie gesagt ein Metalhead. Schön Scherbeldengel-Becken, wie sie mir überhaupt nicht gefallen, aber die braucht es hier einfach.

Herr Matt Garstka

Das Getrommel

Gleich am Anfang die Demonstration grosser Klasse: achtet mal auf den Kick – schön gewechselt zwischen open und «bury the beater» Technik in der Fussfigur – der Mann, weiss, wie das Instrument funktioniert – eine Eigenschaft, die 96% aller Drummer fehlt. Also schon wieder ein Musiker! Und was für einer – aus einem Grüüüfli raus gehts in schwindelerregend tightes und komplexes Spiel – und der Urgroove bleibt immer erhalten. Hinknien! Und er macht den selben Rausfalltrick wie Sput.

Der Backing-Track

Judihui: keiner!

Das Set

Star Drums… was für eine geile, pfludernasse Bassdrum! Killer! Stardrums sind so gut, wie TAMA Artstars in den 80ern waren. Oh: hab ich die unglaubliche Bass Drum schon erwähnt?

Der Byzance – Anteil

100%. Egal, da er Solo spielt – allerdings hat der Mischer hier sehr gute Arbeit geleistet, weil er das Set sehr clever mikrofoniert hat – deshalb hört man die Platten im anderen Track der Playlist auch sehr gut. Mindestens das Ride würde aber mit Band auch ersaufen.

Herr Ralph Peterson

Das Getrommel

Ralph Peterson ist auch Trompeter. Und zwar ein ziemlich guter. Und er atmet alle Jazzdrummer gleichzeitig. Was? Ihr kennt das Video nicht, wo der Herr mit der Trompete erklärt, wie man ein Drumsolo macht? Bitte sehr! So. Geniessen Sie diesen Mann und lernen Sie!

Der Backing-Track

Glück gehabt: Lange keiner – und nachher kommt Hüpf-di-Schuppenshampoo – Jazz. Find ich natürlich geil haha!

Das Set

Mapex, aber egal, weil – wie immer – die Felle machen es. Hört wie die Toms inklusive Bassdrum und Snare einen sauberen Akkord ergeben – Stimmen rockt!

Der Byzance – Anteil

100%. Kein Problem, denn für diese Musik sind sie ja da! Vorher spielte der Mann Bosphorus und das kommt nicht so drauf an, denn ehmm die Byzance Serie kommt ja auch aus einer türkischen Beckenschmiede…

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