Wasisches?

Eine heilige.. schau da oben, gopf! 🙂 Bradies sind so eine Spezies sagenumwobener Instrumente, die immerhin so viel zählten, dass hunderte Weltdrummer mindestens eine aus eigenem Sack gekauft hatten. Denn es gab bei Brady keine Endorser – also

verspielte Trümmelikinder, die mehr oder weniger gratis Spielsachen von Herstellern erhalten, bis das Ihnen wieder zu doofe Spielsachen sind. Dann brauchen Sie einen neuen Götti…

Anyway: Brady. Aus Australien. Jener Chris Brady hat mal zum G’Spass Schläger aus Eukalytpus gemacht. Dann aus Seich selber Bäume gefällt und daraus Trümmeli gebastelt, vom Absägen bis zum Zusammenbauen «alles selber», wie der Jaggi Hans vo Chappele selig.

Und dänn? ALLE wollten so eine Eukalyptus Snare, Verträge mit Herstellern hin- oder her, eine Brady musste es sein. Wir sind emfall so Anfangs 90er, als das richtig abgeht. Da gab es noch so komische CDs, die nannte man «Alben». Nicht «Alban» aber der Doktor startete auch rasch mal erschreckend durch. Die Dunkelziffer solcher Alben mit einer Brady Snare drauf liegt in den Hunderten.. Klassiker: «Two Princes» von Spin Doctors (Mit tausend Effekten, aber anyway).
Also haben wir hier de facto einen «Holy Grail» – Kübel am Start. Heilige Siech!

Waswarda?

Dieses Trümmeli hat soweit tip top ausgesehen. Erstens war es komplett original. Die Felle waren, wie so oft, total durch, die Spannung ganz unten, dem Teppich fehlte etwa ein Drittel der Spiralen – soweit kein Problem. Der Herr Chris Brady hatte aber einen lustigen Zigg (für Deutschsprachige, die meinen Grossvater (wie ich) nicht persönlich gekannt haben: einen Spleen): Er fand nämlich, alle Hardware soll zweckmässig sein, ohne Firlefanz und fertig. Drum hat das Ding nebst günstigen Spannreifen und lausigem Luftausgleichsloch den billigsten Throw-off , den ich je gesehen habe – an einer High – End Snare notabene. Der Abheber war selbstredend im normalen Betrieb zerbrochen. Etwa so hat sich das angehört:

Die originale Brady vor der Revision. Rohaufnahme ohne Audiotricks.

(Kein Bild im Video? Klicke hier!)

Easy

  • Zerlegen
  • Putzen
  • Felle wechseln
  • Teppich wechseln
  • Putzen
  • Stimmen
  • Putzen

aber…

Überraschung!

Beide Felle weg, und – zack! – fällt der Kessel einfach auseinander. Zwei Klebestellen am Chlötzlichessel hatten wohl ein wenig zu wenig Leim erhalten… Ein Chlötzlichessel (Block – resp. Stave Shell) wird wie ein Fass gebaut: Man macht schön gleiche Hölzli (Dauben), winkelt Sie an, stellt alles hochkant als ein Vieleck auf und leimt die Chlötzli zusammen. Danach trägt man das Vieleck auf einen runden Kessel ab. Geil. Der Haken an diesen vertikalen Hölzli ist nun eben die Klebestellen – nach den gut 30 Jahren, die dieser Kübel auf dem Buckel hat, kann sowas schon mal auseinander fallen. Sollte es aber in dieser Brady – Liga nicht. Pfui, du Leimsparer!

Kessel einer Brady 14"x4.5" Block Snare mit herausgefallenem Segment
Jetzt auch mit Garagentor 🙂

A propos Fass

Käme diese Trommel aus Eschenbach SG, würde Sie «Brändli» heissen. Die Frau von so einem Brändli, dem legendären «Kafigrääm», war nämmli eine Morger und diese Morger waren Chüefer, also Fassbauer. Eine auseinanderfallende Trommel wäre so natürli nie passiert, weil ’s Chüefer’s haben sogar einen eigenen Hockey Club, emfall! Das konnte der Chris Brady in Australien aber nicht wissen…

Und wos nu (Attwenger)?

Kein Problem – so Chlötzli kann man tip topf wieder leimen. Nur haben die Kessel albigs ziemlich Spannung drauf – also musste hier wacker gezurrt und geschraubzwingt und geklammert werden. Ein – zwei Tage später war aber alles wieder gut.

Dann das Übliche

  • Putzen
  • Teppich ersetzen
  • Throw-off ersetzen
  • Putzen
  • Zusammenbauen
  • Felle ersetzen
  • Alle Unterlagsscheiben ersetzen
  • Putzen
  • Stimmen
  • Putzen
  • Hab ich schon «Putzen» gesagt?
Brady 14"x4.5" Snare, frisch revidiert
*Tadaa*, die heilige, frisch revidierte Brady 14″x4.5″ Block Snare.
Man beachte die Unterlagsscheiben passend zum Logo 🙂

Und jetzt?

Und jetzt ist das ganz klar und objektiv tatsächlich eine Holy Grail Snare! Ein grossartiges Instrument! Man kann die Felle nur drauf legen – und schon tönt das Ding. Man kann es hochspannen, wie verrückt und Sie wird nicht dünn. Alles möglich, von nasser Sack bis Ambos in das Dritte Auge – genau das macht eben ein richtig gutes Instrument aus. Vielleicht hat man das Gefühl, die Brady sei etwas trocken. Aber das macht, dass die paradoxerweise sauber in die Musik hinein hüpft und gleichzeitig durch sie hindurch schiesst. Deshalb war die wohl im Studio so gefragt – dort mögen alle Drums, die keine Arbeit geben, voll reinschiessen plus eine seltene Form von Musiker: Einen Drummer, der spielen und stimmen kann.

Wir erteilen also allen Fans Absolution und können sogar fast die Gebrauchtpreise weltweit rechtfertigen: ab etwa CHF 1’000.00 ist man dabei. Richtig: Denn die Firma gibt es nicht mehr – der Geist ist aber noch da. Nur Herr Trommelpapst D.Z. aus F. sieht so eine zufällig in einem Migrossack bei einem Kunden und erhält Sie für etwa zwei Milchschnitten. Papst oblige!
Diese Snare hier hat noch das schön protzige Logo drauf. Und Sie ist im Verhältnis selten – die meisten Kübel dieser Bauart waren nämmli 6.5″ tief. Und so tönt die Brady jetzt:

Klangprobe nach Revision. Genau gleich aufgenommen, wie vor der Revision. Keine Audiobearbeitung.

(Kein Bild im Video da oben? Klicke hier!)

Fazit

Mann kann fast alles flicken. Wenn man weiss, wie. Bei so einem Ding ist eine gute Revision schlicht Pflicht. Die Snare hat höchstwertigen Klang, Geschichte und wird fetischisiert. Was will man mehr?

Also her mit Euren Kübeln – vielleicht habt ihr ja aus Versehen auch einen «Holy Grail» und wisst es gar nicht 🙂

Prosit!

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