Neu im Stall – Kerope 19″

Die besten Becken haben Ihre Marke wenigstens oben nicht draufgestempelt. «Super» waren Paistes (die ersten übrigens in der CuSn8 Bronze), «Rude» stand zuerst ebenfalls ohne Paiste auf deren Tellern. Und hier? «Kerope» und fertig.

Kerope 19
Eines der ehrlichsten Becken der Welt – das Kerope 19″.

Alle Schlauköpfe sagen jetzt «bubieinfach» und für alle anderen: Willkommen Herr Kerope Beckenbauer. Na? läutet’s immer noch nicht? Zildjian, du! Herr Kerope Zildjian hatte 1865 diese älteste registrierte Beckenschmiede der Welt (seit 1623) von Bruder Avedis II. übernommen. Ihm sind alle «K» Serien gewidmet, die sich an der alten türkischen Tradion anlehnen. Mit den Keropes lehnen Sie sich noch mehr an diesem sagenumwobenen alten K-Sound an, den die Zildjian Becken aus Istanbul noch gehabt hätten.

Und wie ist das Ding? Eines der wohl ehrlichsten Becken der Welt. Flach, grossartig handverarbeitet, gehämmerte Kuppe, ohne Schnickschnack – es sagt nicht mal, was es ist. Nix «FX-Zling Blast Thrasher Crash/Ride», «Dark Mellow Zong Wong», «Monday afternoon vegan Milkshaker», oder was für Pfupf da immer drauf steht. Einfach 19″ und fertig. Bravo!

Und es ist eine Zeitmaschine – einmal draufhauen und man landet auf allen Be-Bop – Aufnahmen der 50er Jahre. Oder etwa bei dem Klang, der damals mit der limitierten Aufnahmetechnik – aber Toningenieuren mit sehr guten Ohren – hergestellt wurde und so aus der Stereoanlage kommt – absolut grossartig! Um das ausreizen zu können, braucht man einen sehr sauberen Schlag – denn leise aber mit richtig Zug am Stick fängt die Reise an, bis zu amtlichem Crashgrollen, das aber nie scherbelt. Sehr gedeckte Obertöne, und ein dominanter, aber passender Glockenton im Ausschwingen.

Sagen wir: Cognac. Bei den heutigen Türkenbecken aus Istanbul wäre einfach noch mehr Schlacke im Klang, mehr Charakter, also Whisky.

Die Kerope Serie find ich mit Abstand die herausragendste des Konzerns. High-End. Die Hi-Hats sind das Sahnestück – obwohl ich eines nicht in den Stall nehmen konnte, weil es leer aufeinander eine lästige Klangtrübung hatte, ich Pingelsack. Aber Hochpreis muss makellos sein und ein fertig gemachtes Paar Hats wird den Weg in den Stall schon finden.

So oder so: Kaufen! Blind! Hopp! Okok, es ist massiv zu teuer mit irgend CHF 629.00 Brutto. Trotz ISO9001 – Zertifikat und U.S. – Arbeitsplätzen. Dort drüben kostet es übrigens auf der Strasse etwas mehr als die Hälfte… Es ist viel, aber viel besser, als alten K-Becken der Zildjian-Istanbul Zeit nachzurennen. Denn die sind im Vintage-Voodoo – Markt noch viel überteuerter und Zildjian selbst sagt von denen, es brauche 60 bis 80 Becken davon für ein brauchbares. Deshalb entstanden die US – K-Becken ja.

Dafür muss man Keropes nie putzen, denn das ist von Zildjian auf der Webpage fettgedruckt für dieses Becken absolut verboten. Draussen spielen auch, weil es nicht direktem Sonnenlicht ausgesetzt werden sollte. Ich hoffe, man darf aber draufhauen haha!

Gucken und losen: Zildjian Kerope Serie

Prost!

Neu im Stall – Paiste Twenty Custom Collection 15″ Metal Hi-Hat

So cool, ein Paiste Hi-Hat, das nicht pfeift. Pfeifen? Man hebe das auf dem Ständer montierte Topcymbal hoch und lasse es fallen, dabei Ohren spitzen und gut losen. Bei Paiste Hats gibt das oft einen hundepfeifenhohen, lästigen, dominanten Oberton. Und leider pfeifen gaaanz viele Paistes.

Paiste Twenty Custom Collection 15″ Metal Hats

Dieses nicht – und deshalb wurde es wohl, wie die gesamte Serie, aus dem Sortiment genommen hahaha!

Das Ding ist grossartig, ziemlich leichtes Topcymbal auf fettem, schwerem Bottomcymbal. Schnell ists nicht, der Stock ersäuft in dem Ding und es fühlt sich an wie, ehmm sagen wir: Ein Topf Vermicelles.
Wie immer makellose Verarbeitung, vermutlich mit Reflector Finish und mit dem Paiste Silberschimmer im Klang. Und es ist aus richtiger 20er Bronze, nicht etwa der sonst paistekonformen 15er und 8er Bronze. Es schafft den Spagat zwischen oldschool Waschen und gleichzeitig brutaler Durchsetzungsfähigkeit – Chapeau!

Durchsetzungsfähigkeit heisst hier: Habe das gute Stück draussen auf der coolen Terasse der Usteria Triel in Vella GR bei 15mm Schlaghöhe mit einem H12 Stock (Lismernadel) gespielt. Und war gegen moderat verstärkte E-Gitti und Nord Stage zu laut. Gern geschehen!

Neu im Stall – Istanbul Turk Jazz Ride 24″

Istanbul Agop Turk Jazz Ride 24"
Was für ein exquisites Stück! Ein erstaunlich präsenter und heller Ping, dann lange nix und dann ultratiefes tektonisches Plattenverschieben drunter. Absolute Höchstklasse plus ein formidables Crash dazu – wer braucht mehr als ein Becken am Set? Istanbul Agop Turk Jazz Ride 24″

Ziemlich genau 20 Jahre nach meinem ersten Istanbul Turk 21″ Monsterbrocken – Ride (ewigen Dank, Danny), gibts 3 Zoll drauf, dafür dünn und wabbelig, wie Pizzateig. Nein, ich wollte ja gar nicht und habdochschongenug und… fuck it, das ist eines der unglaublichsten Spagatbecken, das mir je untergekommen ist. So viel Aufschaukeln und Dauerrauschen, und trotzdem – und das ist die Kunst – hört man den Stock immer. Warum? Weil die Herren Istanbul Agop es schaffen, dass alle mittigen Frequenzen bei den Turks rausgefiltert sind. Also unten rumpelts und oben erstaunlich heller Stock. Für 24″ wohlverstanden. Vermutlich wird das Ding im Mix ab mehr als zwei Ocarinas total untergehen, aber das finden wir heraus. A propos: Zu Tonfritzen, die keine Ahnung haben, wie man Becken sauber verstärkt, kommen wir noch. Stay tuned…!

Neu im Stall – RUDE Ride / Crash 20″

Die coolen Rudes sagen nur auf der Rückseite Paiste. Dieses Ding von 1981 ist weder Crash noch Ride, sondern, ehmm .. ein RUDE.  Eigenständig geht vor brauchbar. Haha!
Die coolen Rudes sagen nur auf der Rückseite Paiste. Dieses Ding von 1981 ist weder Crash noch Ride, sondern, ehmm .. ein RUDE. Eigenständig geht vor brauchbar. Haha!

Das ist ein RUDE Ride / Crash in 20″. Jawoll von Paiste, wo mal einer vermutlich um 1980 herum gedacht hat: Becken abdrehen ist für Schrebergärtner. Guter Gedanke, denn RUDE ist eine der eigenständigsten Beckenserien ever. Unkopierbar und genau nirgends richtig gut einsetzbar, ausser für die grossen VENOM. Oder den unglaublichen Free Jazzer Ronald Shannon Jackson mit Peter Brötzmann. Oder Morgen in einem persönlichen Feldversuch mit Hammond und Fender Tele für Jazz Soul und Funk. Auf geht’s!