Es wird nicht besser – Die dümmsten Auktionen Oktober 2021

Sali!

Was hat sich in der bizarren Schlagzeug – Auktionswelt in einem Jahr geändert? Nütelinüt! Auch ein Jahr nach dem Grosserfolg dieser Serie – Artikel: zwei ( hier und hier ), Leser: höchstens vier – gibt es immernoch total verpeilte Menschen, dumme Texte, falsche Bilder, bizarre Preisvorstellungen, kurz: Null Schnall. Einige können ja nix dafür, die sollen mich vorher fragen. Nur, wenn ich etwas verkaufen will, kotze ich dann den potentiellen Kunden in die Hose? Also, gebt Euch ein wenig Mühe, schreibt gute Sätze, macht ein schönes Föteli. Dann bietet auch jemand.

Aktuell: Der Startgebotstrick

Schauen wir uns doch in Ruhe, aber aufmerksam folgende Slideshow an (selbstredend ohne etwas zu zensieren)

  • Das Imperialstar, Ende am 29.10.21
  • Das Imperialstar, Ende am 02.10.21
  • Das Imperialstar, Ende am 03.09.21

Na? Sehen wir etwas? Hintergrund: Dieses zugegeben kultige und einwandfreie Tama Imperialstar dümpelt schon viel länger vor sich hin. Niemand will es. Was tun? Easy – wir stellen die Auktion nicht wieder einfach so ein, wenn es nicht geklappt hat. Sondern wir warten ein wenig und stellen das Ding dann als separate Auktion wieder zum viel höheren Startpreis ein. Das läuft in diesem Fall seit Monaten so. Clever, aber Sie haben nicht mit Stimmschlüssel gerechnet (und der Unvergesslichkeit des Internets): Lieb Alpenmassiv – we’ve been watching You! Sie sind aufgeflogen. Schämen Sie sich – ohne Z’nacht ins Bett!
Und gerne ein bizeli Betriebswirtschaft: Der Preis ist das, worüber sich zwei Parteien einig werden, nicht das, was der Anbieter verlangt. Hier ist offenbar jedes Startgebotsvorstellung zu hoch. Probieren Sie es mit CHF 1.00.

Das mit den Namen…

Offenbar ist man immer noch nicht fähig, den Namen seines Zeugs abzuschreiben. Es scheint heute eine absolute Unmöglichkeit geworden zu sein, Buchstaben anzugucken und diese genau gleich und einfach so abzutippen. Wir reden noch nicht von hochkomplexen Dingen wie: Meinen, wenn Aquarian auf dem Fell steht, sei es auch ein Aquarian Schlagzeug, nein nein.
Man zweifelt wohl zu recht an dieser unserer Menschheit. Lässig aber: Manchmal ist’s noch sauglatt, hihi 🙂

Das mit den Startgeboten

Jä gopf, was soll ich denn ansagen? Zuerst muss man ja herausfinden, wo man die Auktion schaltet. Nehmen wir ricardo: Das ist eine absolute Pfennigfuchserplattform. Ich spekuliere, dass etwa 80% der Sachen nicht gekauft werden, weil Sie einem einen Nutzen bringen (Genaueres zum Gebrauchswert eines Produktes sagt Ihnen Karl Marx in «Das Kapital»), sondern, weil Sie billig zu haben sind.
Wer also wunderbare Drums hat, die er zum Liebhaberwert weg haben will, ist hier schon mal grundsätzlich falsch.
Weiter ist der Witz einer Auktion, dass man das Startgebot so setzt, dass die Bieter anbeissen, nicht auf das Mindeste, was man dafür haben will. Das ist das Anbieterrisiko: Es kann sein, dass die Ware unter Wunschpreis weggeht. Wenn man das nicht will, dann behält man es einfach – it’s very simple. Erschwerend ist unsere Schlagware immer gleichzeitig neu und nichts wert.
Gerne ein paar unkluge Beispiele – extra aus Inseraten von Höchstklassesets:

Die Abteilung: Auktion überflüssig

Startgebot = Sofortkauf minus 10%

Jä wieso soll man hier bieten? Startgebot und Sofortkaufpreis sind so nahe beieinander, da muss man auch keine Auktion machen. Denn: Wer CHF 4’950.00 oder 5’500.00 hat, kann auch ein neues für ca. CHF 8’000.00 kaufen. Genau in der Ausführung, die man will. Cool wäre ein Start von CHF 750.00, dann würden sich die DW-o-philen die Tastaturen wund bieten und es ginge für öppe CHF 3’200.00 weg. O-phil oder nicht: Ein DW Collectors ist etwas vom bestgebauten, was es je gegeben hat. Also sparen und neu kaufen. Ja, das hier ist die billigere Variante unter den Collectors in Chriesiholz. Einfache Abgrenzung bei allen Drumauktionen: Gibt es das noch? Wenn ja: Neu kaufen.

Der Irrtum: Liebhaberpreise auf dem grössten Entsorgungspark der CH erreichen

Heilig! Selten! Langweilig zum Bieten!

Okok, ein Sonor Signature in vergleichsweise munzigen Dimensionen. Vermutlich ein spätes, denn es hat keine Metallreifen mehr am Kick. Ein klassischer Fall: Es wäre gescheiter, keine Auktion zu machen und den Startpreis da oben (mit enorm schlechten Erfolgsaussichten) als Sofortkaufpreis zu setzen. Denn wiederum: Der Witz an einer Auktion ist, dass die Bieter denken: das ist ja gagabillig und dann hässig werden, weil man immer überboten wird. Und dadurch aus Verückti viel mehr bieten, als man eigentlich wollte. Das gibt Zaster. Mit einem Startgebot von sagen wir: CHF 999.00 würde das lustig. So nicht.
Unabhängig: Dieses Ding gibt es nicht mehr. Es ist sehr selten. Die Becken sind gut. Es ist wohl die absurdeste Form von exzellentem Schlagzeugbau, allerhöchste Liga. Und deshalb im total falschen Marktplatz ausgeschrieben. Allerdings: Es gibt auch keine wirklich würdige Plattform für einzigartige Schlagzeuge.

Traurig: Superkult, supergut, keiner will es

Armes Orion – so gut und keiner merkt’s

Mit Verlaub, als das MAPEX Orion rauskam, war allen klar: das ist es. Fertig, schluss. Auf dem Badge stand «Percussion Technology», mehr Kult geht kaum. Um 1990 herum war man also voll der Sigi, wenn man mit einem Orion an den Start ging.
Bis jetzt hatten wir:

  • Gibt es noch neu
  • gibt es nicht mehr

und jetzt auch noch: gibt es nicht mehr und keiner weiss, wie gut es ist.
So werden Auktionen schon zum Vorherein irrelevant, denn das interessiert keine Sau. Ich sehe Orions, die seit Jahren irgendwo inseriert sind, und keiner kauft es. «Hier spielt der Markt», claimte einmal irgend so eine Auktionsplattform, und es hat etwas. Dieses Ding kann man mit höchstens CHF 500.00 Startgebot reingeben. Hier also ein armer Anbieter, der vielleicht weiss, was er hat, aber nicht weiss, dass es sonst keiner weiss.

Nebenbei

Bei den 3 Sets da oben kommt noch was anderes dazu, nämmli, das Setup überhaupt. Seit rund 20 Jahren sind korrekte Schiessbuden schlicht unpopulär – 4, 5, 6 Toms kann man selten mehr irgendwo auf Bühnen brauchen. Und irgendwelche Mitbewohnmenschen werfen uns ab mehr als 0.5 Quadratmeter Stellfläche sowieso aus der WG / dem Proberaum.
Was heisst das? Frühere «Wenn man den Drummer noch hinter dem Kit sieht, hat es zuwenig Teile» – Himmelsets sind heute: «Ou, das ist sicher laut und der 7m Diagonale – Fernseh muss doch auch irgendwo hin» – Störfaktoren. Live, zuhause, im Proberaum. Aso muss man froh sein, dass sowas überhaupt jemand holt, obwohl die Instrumente abartig gut sind. Startpreis? So gesehen CHF 1.00. Dann kommt Herr Stimmschlüssel, holt es, und lacht sich ins Fäustchen 🤭.

+++ Bonus: Der unkluge Wiederverkäufer +++

Na? Tschäggsch de Pögg?! Faktor drei ist doch ein vernünftiges Wiederverkaufsangebot, gell? Und «…frisch revidiert», emfall! Naja, revidiert heisst hier: ich kaufe ein Auto, wasche es ein bisschen, mache gebrauchte Scheibenwischerblätter drauf und biete es danach zum dreifachen Batzen an… Ouou, das wird Herrn Trommelpapst D. aus äh Dings freuen 🤭. So, und jetzt hinsetzen und Augen auf:

  1. Dieses Trümmeli war schon beim Einkauf revidiert. Jener User «tomfrichtle» macht das nämmli immer tiptop, Bravo! Es steht auch so im Originalinserat… Da gab es nichts (wertvermehrendes) zu tun.
  2. Abgesehen davon: Ein Fell wechseln ist Unterhalt, nicht Revision. Ein gebrauchtes Schlagfell draufwürgen ist nicht mal Unterhalt, sondern schlicht unanständig.
  3. Nichts gegen Wiederverkauf, aber dann wenigstens auf einem anderen Kanal – oder kaufen Sie etwas am Flohmarkt, gehen dann eine Woche später auf denselben Flohmarkt, schreiben das Dreifache an und meinen ernsthaft, es merkt es niemand?
  4. Überhaupt, Benutzer «smosmo» , Sie lügen, Punkt.

Jaja, es ist eine Tromsa K217, 1960er mit – richtig – Giannini Abheber. Der ist unpassend, denn dieses Trümmeli hat nicht gerne Saiten, die über das Resonanzfell hinausgehen. Dann müsste es schon eine Tromsa K214 sein – die hatte ab Werk einen Parallelabheber (damit auch die dazu passende Kesselbauweise) und sogar acht Paar Schrauben, potztusig!

Tschäse!

%d