Sooli, jetzt reden wir mal über eine Snare aller Snares, die Rogers Dynasonic Chrome over Brass. Ein lebendiges Stück Schlagzeuggeschichte.
Werum?
- Weil die einen einzigartigen Snaremechanismus hat – die Rail.
- Weil Sie deshalb die wohl sensitivste Snare aller Zeiten ist
- Weil Sie bis heute unkopierbar geblieben ist
- Weil sehr viele Leute zu dumm waren, Sie richtig zu handhaben
Aso:
Die Rogers Dynasonic kommt um 1962 raus, mit patentiertem Snaremechanismus und erstmal in Metall. Ziemlich sicher Chrom über Messing. Die Kessel sind für die ersten 200 Stück von Gretsch. Für Technikfritzen: Nein, kein Snarebed. Die einen meinen, Sie sei für Buddy Rich entwickelt worden.
Das Novum: Die Resonanzsaiten werden in ein Gatter montiert und via einer Schraube vorgespannt. Die Abhebung nimmt diese ganze Schiene hoch und berührt das Resonanzfell so leicht, als möglich. Resultat: maximale Resonanz des Kübels.
Später – und heute sau selten – gabs noch Holzvarianten dazu, man sagt, es seien gut 2300 Holzkessel verbrannt geworden, weil der Markt nur Stahlsnares wollte…
Die Arbeit
Metallsnares sind meist gutmütig zum Revidieren. Hier zuerst komplette Zerlegung und speziell ein paar Beulen im sehr dünnwandigen Kessel. Aso ausgebeult und in erster Linie entfettet, geputzt, handpoliert, aber ja nicht zu stark. Die Instrumente sollen perfekt spielbar werden, aber Ihr Alter zeigen.
Heikel die Schrauben der Spannböcke, die sind aus einem weichen Metall und drehen schnell ganz durch.
Interessant: am oberen und unteren Kesselrand, da wo nachher der Fellreifen drüber liegt, sind mehrere Bohrungen, vermutlich Luftausgleich oder auch nur produktionsbedingt.
Justieren, stimmen
Da wirds richtig lustig. Damit diese Snare ihre Eigenschaften erreicht, nämlich schon beim Landen einer Mücke zu voller Blüte aufzugehen, muss man ein bisschen wissen, was wie geht.
Zum Glück gibt es immer noch die Justieranleitung aus den 60er Jahren und da sind die wichtigsten Punkte drin
- Resonanzsaiten (Snares) korrekt im Gatter montieren
- Schnüre richtig durch die Rail ziehen
- Snarespannschraube schön richten
- Ein wenig vorspannen
- Enorm sauber in der Trommel einmitten
- Höhe der ganzen Rail in der Abhebung peinlich genau nivellieren
- Abhebung einstellen, dass der Gatter das Resofell fast gar nicht berührt
Einfach, hä? Naja, wenn man weiss wie, schon, haha. Aber genau daran sind wohl Tausende gescheitert, denn bei den meisten Occasionen fehlt der ganze Gatter und ein normaler Teppich ist drunter gewürgt. Aaaber weil der Kübel kein, resp. ein 0,004 Zoll (also 1/10mm) tiefes Snarebed hat, hat danach die Dynasonic richtig genau nicht so geklungen, wie sie soll. Sondern gar nicht mehr.
Die Felle (Remo Ambassador oben, noch originaler wäre Diplomat) spannen sich butterweich hoch, wenn alles sauber gefettet ist. Wichtig: die Resonanzseite wacker straffer, als die Schlagseite ziehen. Für Tonmenschen: eine Quint über Schlagfell. Das war in den 60ern nicht üblich – in akustischen Umgebungen spannte man alle Resonzanzfelle lockerer, als die Schlagfelle. Aber nicht bretthart – sonst brechen die Spannböcke vielleicht. Das war in der Zeit ebenfalls keine Seltenheit.
Ja und dann kommt der Klang, dieser einzigartige Klang, die Dynasonic singt!
Ich hab so eine!
Dann bring die sofort her – damit Sie wieder wie eine echte Dynasonic singt! Hier melden!
Ich will auch so eine!
Kein Problem, die einschlägigen Onlineplattformen sind immer wieder gut dazu. Schauen, dass die Rail dabei ist. Die Preisniveaus sind:
- Metall 14″ x5″ CHF 300.00 – 700.00
- Metall 14″ x 6″, selten, CHF 600.00 aufwärts
- Holz, obergagaselten – unbezahlbar, ab CHF 2’000.00 bis 5-stellig.
…für so einen Holzkübel…?
Jawoll, weil die hölzernen sind «Heilige Gral» – Snares, also die, die es bei Drummern, Studios und Livemenschen gleichermassen geschafft haben. Aber nicht verzagen, es gibt Sie wieder! Jaaa, Rogers Drums ist mal wieder da und hat zuerst die Holz – Dynasonics wieder gebaut. Für CHF 1’000.00 gibt es also eine Original – Replika. Und Ersatzteile sind auch wieder erhältlich.